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Flohallergie

Welche Flöhe gibt es?

Weltweit sind etwa 2.000 Floharten bekannt, von denen fünf bei Hund und Katze von Bedeutung sind: Ctenocephalides felis („Katzenfloh“) ist trotz seines irreführenden Namens weltweit der mit Abstand häufigste und wichtigste Floh bei Hund, Katze, Kaninchen, Frettchen und Waschbär. Er ist sehr wenig wirtsspezifisch, kann also praktisch alle Säugetiere befallen, und breitet sich mit zunehmendem Tourismus stetig weiter aus.

Auch Ctenocephalides canis („Hundefloh“), Echidnophaga gallinacea („Geflügelfloh“) und Archeopsylla erinacei („Igelfloh“) sind wenig wirtsspezifisch und parasitieren neben ihren bevorzugten Wirten andere Säugetiere und den Menschen. Pulex irritans, der „Menschenfloh“, ist in Westeuropa selten geworden. Er kann von seinem bevorzugten Wirt, dem Menschen, auch auf Haustiere übertragen werden.

Müssen Flöhe bekämpft werden?

Flöhe gelten vor allem als „Lästlinge“ und Ursache für mehr oder weniger starken Juckreiz bei Tier und Mensch. Allergische Reaktionen auf Flöhe (Flohallergie, FAD) stellen die häufigste Allergie bei Hund und Katze dar. Als Allergieauslöser konnten bislang etwa 15 Inhaltsstoffe des Flohspeichels identifiziert werden.

Darüber hinaus kann eine Flohallergie zusätzlich die Entwicklung weiterer Allergie(n) wie atopische Dermatitis (Allergie gegen Aeroallergene wie beispielsweise Pollen, Hausstaubmilben etc.) und/oder „Futterallergie“ begünstigen und auch zusammen mit diesen auftreten.

Vergessen wird oft, daß ein massiver Flohbefall gerade bei Welpen und geschwächten, kleinen Tieren einen ernstzunehmenden Blutverlust und demzufolge eine massive Anämie (Blutarmut) hervorrufen kann.

Tritt bei diesen Tieren zusätzlich noch ein Befall mit blutsaugenden Darmparasiten auf, kann dies sogar zum Tode führen.

Auch als Krankheitsüberträger werden Flöhe nicht selten unterschätzt: Neben dem Bandwurm Dipylidium caninum, für den der Katzenfloh Zwischenwirt ist, können Flöhe auch andere Erreger wie Rickettsien (z.B. die Erreger der Beulenpest), vermutlich auch Milben und manche Virusarten übertragen.

Was passiert bei einem Flohstich?

Beim Blutsaugen bringt der Floh gleichzeitig Flohspeichel in den Körper seines „Opfers“, der verhindern soll, daß das Blut gerinnt. Die Reaktion auf diesen Flohstich ist individuell verschieden: Manche Tiere, bevorzugt solche, die zeitlebens mit Flöhen ständig konfrontiert wurden, entwickeln eine Unempfindlichkeit oder sogar Toleranz gegenüber dem Floh, reagieren also mit wenig oder gar keinem Juckreiz (am ehesten bei Katzen mit Freilauf zu beobachten).

Andere reagieren auf den Flohbefall und die daraus resultierenden Flohstiche mit Juckreiz, der meistens ruckartig auftritt und v.a. den Rumpf, weniger den Kopf, die Ohren und die Gliedmaßen betrifft und sich dadurch oft schon von anderen juckenden Hauterkrankungen wie Allergien abgrenzen läßt.

Reagiert der Patient allergisch auf Eiweißstoffe im Flohspeichel, tritt nach dem Flohstich hochgradiger Juckreiz auf. Die Flohallergie kann entweder als Allergie vom Soforttyp, also binnen 30 Minuten nach dem Flohstich, auftreten, oder mit Verzögerung nach Stunden bis 2 Tagen.

Dem Flohstich folgt als erste Reaktion entweder eine juckende Quaddel oder Papel, später dann – mit bedingt durch Kratzen, Knabbern, Scheuern etc. eine bakterielle Entzündung mit Pusteln und Rötungen, Haarverlust und bei chronischer Flohallergie schließlich Verdickung und Schwarzverfärbung der Haut („Elefantenhaut“), verstärkte Schuppenbildung etc..

Wie sieht eine Flohallergie aus?
Wann tritt sie auf?

Das Verteilungsmuster der Flohallergie ist beim Hund absolut charakteristisch: Betroffen ist grob gesagt nur die hintere Körperhälfte: Die genannten Veränderungen befinden sich v.a. im Bereich von Kruppe, Schwanzansatz und der Hinterseite der Hinterbeine. Brust, Bauch, Vorderbeine, Hals und Kopf sind normalerweise nicht betroffen.

Als Sonderform einer Flohallergie kann auch eine sogenannte akute pyotraumatische Dermatitis oder „Hot spot“ auftreten (innerhalb weniger Stunden entstehende, scharf begrenzte, nässende und hochgradig juckende Hautveränderungen, bei Flohallergie als Ursache bevorzugt im Bereich von Rückenende und Kruppe).

Im Gegensatz zu anderen Allergien, v.a. der atopischen Dermatitis, gibt es für die Flohallergie kein typisches Alter, in der sie erstmals auftritt. Allerdings beginnen bei Hunden im Alter zwischen 3 und 5 Jahren die Symptome einer Flohallergie besonders häufig, die bei der atopischen Dermatitis dagegen bereits mit 1-3 Jahren.

Da bei Patienten mit FAD bereits ein einziger Flohstich genügt, um eine allergische Reaktion mit allen Konsequenzen auszulösen, sollte dieser natürlich so gut wie irgend möglich vermieden werden, was gerade bei Haushalten mit mehreren Tieren eine echte Herausforderung sein kann.

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Wie werden Flohbefall und Flohallergie diagnostiziert?

Eher selten kann man Flöhe mit bloßem Auge auf dem Tier herumlaufen oder vom Tier herunterspringen sehen. Scheitelt man die Haare und untersucht den Patienten auf Flöhe und/oder Flohkot im Fell, wird man oft im Bereich des Rückens oder im Innenschenkelbereich „fündig“. Verfügt man über ein starkes Vergrößerungsglas mit Licht, kann man ggf. auch den Flohkot im Fell nachweisen.
In den meisten Fällen erfolgt der Flohnachweis mittels Flohkamm (s. dort).

Gerade bei Tieren mit Flohallergie, die extremen Juckreiz haben, können Flöhe sehr schwierig nachzuweisen sein. In diesem Fall hilft es, einen Intrakutantest (Hauttest) mit Flohallergen durchzuführen: Hierbei werden ein kleiner Hautbereich (ca. 1 x 3 cm) seitlich am Brustkorb ausgeschoren und mit einer feinen Nadel jeweils Positiv- und Negativkontrolllösungen und Flohallergen in die Haut injiziert.

Die Reaktion wird nach 15-30 Minuten, nach 4-6, nach 24 und 48 Stunden abgelesen, da es die beschriebenen verschiedenen allergischen Reaktionen gibt.

Die Blutuntersuchung auf Flohallergie ist für die Diagnostik nur für die IgE-abhängigen Allergien vom Soforttyp (etwa 30% der Patienten) geeignet. Ein negativer Blutallergietest schließt also genauso wie ein negativer Hauttest, dieser nach 15-30 Minuten, das Vorliegen einer Flohallergie aus!

Wie entwickelt sich Ctenocephalides felis?

Der weibliche adulte (erwachsene) Floh beginnt nach dem Blutsaugen schnell mit der Eiablage auf seinem Wirtstier. Pro Tag kann ein einziges Flohweibchen bis zu 50 Eier legen – eine beträchtliche Menge, für deren Produktion natürlich dementsprechend viel Blut des Wirtstieres benötigt wird.

Die meisten Eier fallen durch Bewegung, Schütteln etc. zu Boden, da sie nicht an die Haare angeheftet werden. Sie finden sich vorwiegend im Bereich von Schlafplätzen sowie nahe an Bett, Sofa etc., auf die das befallene Tier gerne springt.

Unter „normalen“ Haushaltsbedingungen schlüpfen aus etwa 70% der Eier nach 1-6 Tagen Flohlarven, die sich später noch 2x häuten. Diese Larven sind weiß, etwa 2 mm groß und beweglich. Sie kriechen bis zu 15 cm vom Ort ihres Schlupfes fort und suchen möglichst dunkle Plätze tief in Teppich, Polstermöbeln oder unter Möbelstücken auf (und müssen natürlich auch dort behandelt werden).

Gegenüber Austrocknen und UV-Strahlung sind sie verhältnismäßig empfindlich. Außerhalb des Hauses können sie an feuchten, schattigen Plätzen (unter Büschen, Gestrüpp o.ä.) in den oberen 2 Millimetern des Bodens überleben.

Flohlarven ernähren sich bevorzugt vom Kot erwachsener Flöhe und Eiresten - ein Effekt, den moderne Wirkstoffe nutzen -, aber auch Kannibalismus ist möglich. Larve 3 schließlich spinnt einen lockeren Kokon, in dem die Verpuppung stattfindet.

Das Puppenstadium ist ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen wie beispielsweise Austrocknen und Staubsaugen, aber auch Flohbekämpfungsmitteln. Staub, Schmutz etc. aus der Umgebung haften sehr gut an seiner klebrigen Oberfläche und liefern so neben einer ausgezeichneten Tarnung zusätzlichen Schutz.

Der Schlupf der erwachsenen Flöhe erfolgt unter „normalen“ Haushaltsbedingungen nach etwa 3-5 Wochen, bei niedriger Temperatur und Luftfeuchtigkeit erst nach Monaten bis zu 1 Jahr. Ausgelöst wird der Schlupf über Erschütterungen des Bodens und möglicherweise auch über Geruchsreize in der Umgebung.

So erklärt sich, daß in längere Zeit leerstehenden Wohnungen oder Gebäuden eine regelrechte „Flohinvasion“ auf das erste erreichbare Wirtstier bzw. den erstbesten Menschen einsetzen kann. Die „hungrigen“ frischgeschlüpften adulten Flöhe sind besonders wenig wählerisch in der Auswahl eines Wirtes, befallen also verhältnismäßig häufig Menschen. Sobald sie ihre erste Blutmahlzeit eingenommen haben, müssen sie täglich Blut saugen, da es sonst zu einer Selbstverdauung ihres Darms kommt.

Die erwachsenen Flöhe bewegen sich wieder zum Licht hin, erklimmen also beispielsweise die Teppichfasern und warten an deren Oberfläche auf ein Wirtstier.

Der gesamte Entwicklungszyklus dauert in Abhängigkeit von Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit 3 Wochen bis 1 Jahr. Optimal sind für alle Stadien etwa 30°C Wärme und 80% rel. Luftfeuchtigkeit. Direkte UV-Strahlung, Nässe, Frost und Trockenheit sind dagegen ungünstig.

Ein Überleben in der kalten Jahreszeit ist in unseren Breiten für alle Flohstadien nur im Haus, in Hausnähe und am Tier möglich. Als Reservoir für Flöhe dienen neben der häuslichen Umgebung auch v.a. sandige, schattige und eher feuchte Plätze unter Sträuchern, Büschen etc. sowie wildlebende Tiere, v.a. Marder, weniger Eichhörnchen und Kaninchen.

Welche Grundsätze sind bei der Flohbekämpfung zu beachten?

Eine erfolgreiche Flohbekämpfung erfolgt immer auf 2 Ebenen: die erwachsenen parasitären Flöhe auf dem bzw. den Tieren (lediglich ca. 5% der Gesamtpopulation), auf den empfänglichen Kontakttieren und, soweit vorhanden, in der Umgebung müssen abgetötet und die nicht-parasitären Jugendstadien in der Umgebung abgetötet bzw. in der Weiterentwicklung gehemmt werden. Für diesen Zweck steht mittlerweile ein ganzes Arsenal möglicher Wirkstoffe zur Verfügung.

Es gibt hier kein „Patentrezept“ - für jeden Patienten muß ein individuelles Flohbehandlungsprogramm zusammengestellt werden. Wichtig sind die Auswahl eines geeigneten Wirkstoffs und einer geeigneten Formulierung. Alle empfänglichen Kontakttiere müssen, auch wenn sie keine Symptome zeigen, regelmäßig mitbehandelt werden.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kann auf die Behandlung der Umgebung nicht verzichtet werden. Hier sollten v.a. die Jugendstadien mit geeigneten Mitteln bekämpft werden. Werden Chitinsynthesehemmer verwendet, müssen alle Tiere desselben Haushalts konsequent behandelt werden, damit die erwünschte Wirkung eintreten kann.

Stand 31.01.2008
Copyright © Tierklinik Birkenfeld

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Tierklinik Birkenfeld Dr.Dr.h.c. Koch